Springe direkt zum Seiteninhalt (Drücke die Enter Taste). Springe direkt zum Footer (Drücke die Enter Taste).

Diagnose im Erwachsenenalter

Autismus kann sehr unterschiedlich verlaufen, bleibt aber in der Regel ein Leben lang bestehen. Es besteht die Möglichkeit, dass erst im Erwachsenenalter die Diagnose Autismus-Spektrum-Störung gestellt wird, wenn diese im Kindesalter übersehen und nicht diagnostiziert wurde.

Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Z.B. kommt es vor, dass Menschen mit Autismus, die keine sprachliche oder kognitive Entwicklungsverzögerung aufweisen, schwächer ausgeprägte Symptome zeigen, daher in der Kindheit weniger auffallen und eine Diagnose somit übersehen wird.

Wichtig für eine Diagnosestellung einer Autismus-Spektrum-Störung im Erwachsenenalter ist immer die Anamnese der frühkindlichen Entwicklung. Denn für die Diagnose müssen die Symptome seit der frühen Kindheit vorliegen - jedoch kann es vorkommen, dass diese erst dann wirklich offensichtlich werden, wenn  soziale Anforderungen die Kompensationsmöglichkeiten überschreiten. Dies ist häufig in der Jugendzeit und Pubertät oder beim Eintritt ins Erwachsenenalter der Fall, wenn bestimmte soziale Entwicklungsanforderungen zunehmen und große Veränderungen stattfinden (körperliche Veränderungen, Identitätsfindung, Aufbau neuer Freundeskreise, steigende soziale Erwartungen an Selbstständigkeit, Wechsel von Institutionen, etc.). Zunehmendes Überforderungs- und Erschöpfungserleben im Zusammenhang mit späteren Entwicklungsanforderungen und Lebensveränderungen kann sodann dazu führen, dass Menschen mit ASS eine spezialisierte Diagnostikstelle erst im jungen oder auch fortgeschritten Erwachsenenalter aufsuchen. 

Auf der Suche nach Hilfe kann es auch vorkommen, dass Menschen mit Autismus jahrelang fehldiagnostiziert werden, z.B. mit einer Angst- oder Zwangsstörung oder einer Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitätsstörung. Zudem können auch komorbide Störungen wie bspw. Depressionen die Autismussymptomatik überschatten, wodurch diese auch in psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlungen häufig längere Zeit unentdeckt bleiben kann. 

Auch das Geschlecht kann Ursache einer späteren Diagnose sein. Zahlreiche Mädchen bzw. Frauen mit Autismus stellen sich erst als Jugendliche oder Erwachsene vor, da sich ihre Auffälligkeiten verglichen mit Jungen meist subtiler zeigen und daher vorher nicht als autistisch erkannt wurden.

Für die Diagnostik von Autismus im Erwachsenenalter gibt es einige wenige spezialisierte Stellen in Deutschland, die an Einrichtungen der Erwachsenenpsychiatrie angegliedert sind. Die Diagnostik ist im Erwachsenenalter besonders schwierig, denn grundsätzlich muss für die klinische Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung ein Beginn der Auffälligkeiten in der frühen Kindheit vorliegen. Wenn entsprechende Auffälligkeiten nicht über Belege wie Zeugnisse, Berichte von Bezugspersonen, Arztbriefe oder andere Dokumente und Informationen nachvollziehbar sind, ist eine Diagnose nicht zulässig. 

Bei Verdacht auf Autismus im Erwachsenenalter kann auch eine andere Störung vorliegen. Die Differentialdiagnostik muss sehr gewissenhaft durchgeführt werden, so sollten möglich andere Erklärungen für bestimmte Problembereiche und Auffälligkeiten genau untersucht werden. Ebenso muss eine Untersuchung hinsichtlich möglicher Begleit- und Folgeerkrankungen erfolgen.

Die Diagnostik im Erwachsenenalter beinhaltet grundsätzlich dieselben Instrumente wie bei Kindern und Jugendlichen. 

 

 

Möglicherweise auch interessant für Sie
Differentialdiagnose
Für die Diagnostik von Autismus ist es sehr wichtig, die Differentialdiagnosen zu kennen
Diagnostik
Wie wird die Diagnose Autismus gestellt?
Screenings
Was bedeutet Screening?
Anerkannte Diagnoseinstrumente
Was bei der Diagnostik von Autismus auf jeden Fall gemacht werden sollte